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Arbeitszeitverkürzung als gesellschaftliches Reformprojekt

Fritz Böhle, Ursula Stöger
Sowohl bei den sozialdemokratischen als auch den linken Parteien haben gegenüber der „sozialen Frage“ neue Probleme wie Umweltkatstrophen, der Klimawandel und der ökologische Umbau derzeit an Priorität gewonnen. Neben der in Deutschland zunehmenden Verschärfung sozialer Ungleichheiten sind jedoch in den letzten Jahren auch neue gesellschaftspolitische Herausforderungen entstanden. Dies betrifft im Besonderen die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und die Anforderungen an die Lebensführung insgesamt. Wir wollen mit dem Konzept einer allgemeinen Arbeitszeitverkürzung einen Weg vorschlagen, der eine Antwort auf neue individuelle und gesellschaftliche Herausforderungen gibt. Wir wissen, dass eine Arbeitszeitverkürzung alleine, ohne einen politisch flankierenden Rahmen, die Probleme nicht beseitigen kann. Jedoch ist sie eine Grundvoraussetzung hierfür. Im Folgenden soll dieser Vorschlag vorgestellt und begründet werden.

Arbeitszeitverkürzung als Voraussetzung für ein neues gesellschaftliches Produktionsmodell – Expertise

Ursula Stöger, Fritz Böhle, Norbert Huchler, Marc Jungtäubl, Vera Kahlenberg, Margit Weihrich
In der Expertise wird die Forderung nach einer kollektiven Arbeitszeitverkürzung in einem gesamtgesellschaftlichen Argumentationszusammenhang diskutiert. Die 30-Stunden-Woche als neues Normalarbeitsverhältnis ist aufgrund der fortgeschrittenen Produktivkraftentwicklung nicht nur zu einem erreichbaren Ziel sondern zu einer Notwendigkeit geworden. …

Mit Arbeitszeitverkürzung können viele gesamtgesellschaftliche Probleme gelöst werden, u.a. die Arbeitslosigkeit, hohe Arbeitsbelastungen, die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben. Sie ist ein substanzielle Element eines neuen gesellschaftlichen Produktionsmodells und damit förderlich für eine positive ökonomische Entwicklung.

Kein Ende des sozialdemokratischen Zeitalters

Fritz Böhle
Trotz weitreichender sozialer und gesellschaftlicher Verbesserungen für die Lohnabhängigen in den letzten Jahrzehnten ist ein Ende des sozialdemokratischen Zeitalters nicht in Sicht. Die Aufgabe der Sozialdemokratie ist die Umgestaltung der Erwerbsgesellschaft und des Stellenwertes der Erwerbsarbeit in der Gesellschaft. …

Zentrales gesellschaftspolitisches Ziel ist und bleibt die gerechte Verteilung der Erwerbsarbeit. Dabei verändert sich allerdings auch ihr Stellenwert. Neben der Freizeit muss auch die Bedeutung von anderen notwendigen und sinnvollen Tätigkeit wie Eigenarbeit, gesundheitsförderliche und nachhaltige Lebensführung oder politisches Engagement eine Aufwertung erfahren.

Kollektive Arbeitszeitverkürzung – eine Lösung für viele Probleme

Ursula Stöger
Der Aufsatz plädiert für eine neue arbeitszeitpolitische Debatte und eine breite gesellschaftliche Diskussion, in deren Zentrum die Forderung nach einer 30-Stunden-Woche für alle bei einem Einkommensausgleich steht. Eine radikale kollektive Arbeitszeitverkürzung ist nicht nur sinnvoll sondern auch möglich. …

Eine kurze Vollzeit für alle kann nicht nur ein Lösungsansatz für relevante gesellschaftliche Probleme – wie u.a. die Arbeitslosigkeit, die gesellschaftliche Ungleichheit oder die Vernutzung der Arbeitskraft sein sondern sie hat auch für die Unternehmen ökonomische Vorteile. Sie profitieren von u.a. von gesünderen und produktiveren Mitarbeiter*innen.

Mehr Zeit durch weniger Maloche

Ursula Stöger
Die Forderung der IG Metall in der Tarifrunde zur vorübergehenden Verkürzung der Arbeitszeit auf 28 Stunden in der Woche ist mutig. Dennoch rührt sie nicht am Grundprinzip des traditionellen westlichen Produktionsmodells. Vor allem Frauen werden von der Möglichkeit Gebrauch machen. Damit bleiben die traditionellen Rollenverteilungen erhalten. …

Es gibt jedoch immer gute Gründe, für  Arbeitszeitverkürzung zu streiken.

Vom konservativen zum egalitären Wohlfahrtsstaat – radikale Arbeitszeitverkürzung als Voraussetzung für eine umfassende Work-Life Balance

Ursula Stöger, Margit Weihrich, Fritz Böhle, Norbert Huchler, Marc Jungtäubl und Vera Kahlenberg
Eine radikale Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche ist ein sinnvoller Ansatz zur Verbesserung der Work-Life-Balance. Die bisherigen individualisierten Lösungsansätze werden in erster Linie von Frauen genutzt. Mit einer kollektiven Arbeitszeitverkürzung kann jedoch der Weg von einem konservativen zu einem egalitären Wohlfahrtsstaat geebnet werden. …

Zudem zeigt eine radikale Arbeitszeitverkürzung für alle Lösungswege für viele weitere gesellschaftliche Probleme wie u.a. Schutz der Gesundheit, Verbesserung der Care-Arbeit, Reduzierung der Arbeitslosigkeit und Verringerung der sozialen Ungleichheit auf.

Vom konservativen zum egalitären Wohlfahrtsstaat –radikale Arbeitszeitverkürzung als Voraussetzung für eine umfassende Work-Life Balance

Ursula Stöger, Margit Weihrich, Fritz Böhle, Norbert Huchler, Marc Jungtäubl und Vera Kahlenberg
Eine radikale Arbeitszeitverkürzung auf ca. 30 Stunden in der Woche ist – unter der Bedingung eines vollen bzw. mindestens gestaffelten Lohnausgleichs und eines Personalausgleichs – die Voraussetzung für ein neues gesellschaftliches Produktionsmodell, das eine neue Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens bedeutet…

… und damit einen wichtigen Beitrag für eine Work-Life-Balance sowie zur Lösung wichtiger gesellschaftlicher Probleme leistet.

Vortrag: Arbeitszeitverkürzung als Voraussetzung für ein neues betriebliches Produktionsmodell

Fritz Böhle, Norbert Huchler
Eine kollektive Arbeitszeitverkürzung hat neben positiven gesellschaftlichen Effekten auch Vorteile für Betriebe. Hierzu zählen positiven Folgen für die Gesundheit, der Erhalt erfahrener Mitarbeiter*innen, erhöhte Diversität im Betrieb, oder zufriedenere, weniger belastete und leistungsfähigere Mitarbeiter*innen…

Außerdem sprechen arbeitsimmanente Argumente für eine Arbeitszeitverkürzung, z.B. die Möglichkeit für Arbeitszeitflexibilisierungen und neue Schichtsysteme, eine Erhöhung der Qualität der Arbeitsergebnisse sowie Produktivitätssteigerungen. Schließlich bringt Arbeitszeitverkürzung auch volkswirtschaftliche Vorteile mit sich.

Die Notwendigkeit einer Arbeitszeitverkürzung – Übergang zu einem neuen nachhaltigen Produktionsmodell

Norbert Huchler, Elif Dalgic
Im Vortrag wird die These vorgestellt und begründet, dass Deutschland im globalen Wettbewerb nur bestehen kann, wenn die Arbeitszeit bei vollem Einkommens- und Personalausgleich verkürzt wird. Es werden alte und neue positive Effekte der Arbeitszeitverkürzung und langfristige Chancen vorgestellt. …

Die Notwendigkeit einer systematischen Gesamtschau zu den Effekten sowie die Voraussetzungen einer Arbeitszeitverkürzung für ein verändertes betriebliches Produktionsmodell begründen ein neues Forschungsprogramm.